Bei den ö. Krankenkassen war in den letzten Jahren deutlicher Reformwille erkennbar, der auch Wirkung zeigte. So vermeldeten die Kassen nach einer defizitären Phase wieder Kassenüberschüsse. Trotzdem sollte man einige Maßnahmen der Kassensanierung kritisch hinterfragen. Gleichzeitig mit der Kassensanierung gingen nämlich die Vollzeitäquivalente (VZÄ) der niedergelassenen Vertragsärzte-Ärzte zurück (Financier: Kassen)! Das reduzierte Angebot im niedergelassenen Bereich führt in der Regel zu einem Anstieg der Aufenthalte in den Spitalsambulanzen (Financier: Länder), wodurch dort die Arbeitintensität steigt – was auch die ÖSG-Zahlen im Zeitraum von 2006 bis 2010 bestätigen (siehe Abb. 1). Deshalb ist der Überschuss der Kassen höchstwahrscheinlich teilweise auf eine Kostenverschiebung in den spitalsambulanten Bereich zurückzuführen. Damit sollen die Kassen nicht an den Pranger gestellt werden, auch von Seiten der Länder gibt es immer wieder Versuche Kosten an die Kassen abzuwälzen (z.B.: präoperative Untersuchungen). Die Aussage des Beitrags soll sein, dass man beide Systeme gemeinsam betrachten muss, um zu bewerten, ob eine Sanierungs-Maßnahme eine “wirkliche” Kostensenkung war – Thema: “Finanzierung aus seiner Hand”.
In den folgenden Grafiken und Tabellen werden die Ärzte-VZÄ-Dichte (=Ärzte-VZÄ je Einwohner) des niedergelassenen Bereichs und die Veränderungen der Ärzte-VZÄ-Dichte im gesamten ambulanten Bereich zwischen 2006 und 2010 gezeigt.
Die niedergelassene Ärzte-Dichte ist speziell in OÖ auffallen gering (siehe Abb. 2). Außerdem sieht man, dass in den Hauptstadtregionen (Wien, Linz, Innsbruck,…) tendenziell höhere Ärzte-Dichten vorzufinden sind.
Bei der Entwicklung der Ärzte-VZÄ-Dichte gab es im niedergelassenen Bereich zwischen 2006 und 2008 in allen Bundesländern deutliche Rückgänge, danach blieben die Zahlen relativ konstant. Von 2006 bis 2010 konnte man nur in Vorarlberg ein leichtes Plus an niedergelassenen Ärzten beobachten – siehe Abb. 3. Der Rückgang der niedergelassenen Ärzte schlug sich wahrscheinlich auf den spitalsambulanten Bereich nieder, der seine VZÄ-Kapazitäten im gleichen Zeitraum deutlich erhöhte. Die starke Steigung in den Ambulanzen ist jedoch nicht nur mit den Entwicklungen im niedergelassenen Bereich zu erklären. Zu einem gewissen Grad ist der Anstieg auch darauf zurückzuführen, dass Spitäler bemüht sind, Leistungen vom teuren stationären Bereich in den kostengünstigeren spitalsambulanten Bereich zu verschieben.
Abb. 4 zeigt die Entwicklungen der Ärzte-VZÄ-Dichte zwischen 2006 und 2010, unterteilt nach den verschiedenen Fächern. Der niedergelassene Bereich verzeichnete in nahezu allen Fächern Rückgänge der Ärzte-VZÄ-Dichte. Spiegelbildlich die Situation in den Spitalsambulanzen, dort gab es in fas allen Fächern VZÄ-Zuwächse.
Grundsätzlich sollte aus den Grafiken und Tabellen sehr deutlich hervorgekommen sein, dass der niedergelassenen Bereich und der spitalsambulante Bereich “kommunizierende Gefäße” im umgekehrten Sinn sind – wird bei einem das Angebot reduziert, steigt beim anderen die Nachfrage. Sinken die Ärzte-VZÄ im niedergelassenen Bereich, steigen in der Regel die Ärzte-VZÄ im spitalsambulanten Bereich an.