Wie effektiv setzen Bundesländer ihre Spitalsbetten ein, sprich: wie viele Einwohner werden mit einem Spitalsbett erreicht?

Aufbau:

1) Einleitung
2) Kennzahlen zur Versorgungs-Effizienz/Effektivität
3) Daten für die Berechnung von Einzugsgebieten
4) Vergleich der Bettenwirkungsgrade (Einzugsgebiet je Spitalsbett) in den Bundesländern

1) Einleitung

Um festzustellen, wie viele Einwohner die Bundesländer mit ihren Spitalsbetten erreichen, müssen zunächst mit Hilfe von Patientenbewegungs-Daten Einzugsgebiete errechnet werden. Patientenbewegungs-Daten findet man in den jährlich erscheinenden Publikation des BMG „Krankenanstalten in Zahlen“ (Publikationen vor 2011 erhält man auf Anfrage beim BMG) oder in der Statistik-Austria Datenbank „STATcube“.

Die Berechnung des Einzugsgebietes basiert auf Patientenbewegungen zwischen den regionalen Einheiten (z.B.: Bezirken). Dabei werden die Patientenbewegungen auf die Gesamtbevölkerung umgelegt (FÜLÖP 1999, Seite 55). Wenn sich beispielsweise 10% (“Hausnummer”) der Bregenzer Patienten in Feldkirch behandeln lassen, nimmt man an, dass sämtliche Bregenzer mit einer 10%igen Wahrscheinlichkeit in ein Spital nach Feldkirch gehen würden. Dementsprechend werden 10% der Bregenzer Bevölkerung dem Einzugsgebiet der Feldkircher Krankenhäuser zurgerechnet.

Daran angelehnt, errechnete der Bundesrechnungshof die Einzugsgebiete der Industrieviertler Spitäler (BRH-Bericht Niederösterreich 2012/3, Seite 57f). In einem Bericht des NÖ Landesrechnungshofes wurde zumindest auf den „Einzugsbereich“  hingewiesen (NÖ LRH-Bericht 2/2013, Seite 9).

2) Kennzahlen zur Versorgungs-Effizienz/Effektivität

Auf Einzugsgebiete können sämtliche zielbezogene Input- u. Output-Größen umgelegt werden, z.B.: Betten oder Aufenthalte eines Spitals.

Legt man Input-Größen auf das Einzugsgebiet um (z.B.: Betten/Einzugsgebiet), kann man Aussagen zur „Versorgungseffizienz“  bzw. „Versorgungsdichte“ treffen – Spital A benötigt für die Versorgung von 1000 Bewohnern seines Einzugsgebietes xyz Betten! (niedriger Wert gut)

Nimmt man den Kehrwert, also Einzugsgebiet je Input-Größe (z.B.: Einzugsgebiet je Bett), kann man Aussagen zur „Versorgungseffektivität“ treffen  – Spital B erreicht mit einem Spitalsbett zyx Einwohner! (hoher Wert gut)

Werden Output-Größen auf das Einzugsgebiet umgelegt (z.B.: Aufenthalte je Einzugsgebiet), können Aussagen zur „Leistungsintensität“im Einzugsgebiet des Spital C werden die Einwohner mit yzx Aufenthalten  je Einwohner versorgt! (niedriger Wert gut)

Die erwähnten Kennzahlen sind umso besser, desto stärker sich die Sptialsbetten-Planung am Bedarf der Bevölkerung orientiert! Ist die Sptialsbetten-Planung am Bedarf orientiert, verlassen die Einwohner für die stationäre Behandlung tendenziell weniger oft die Heimat-Region und die Spitalsbetten sind besser  ausgelast. Auch die Qualität spielt ein große Rolle für die Größe des Einzugsgebietes. Ist die Qualiät eines Spitals gut, zieht es Patienten von außerhalb der Region an und das Einzugsgebiet wächst.

3) Daten für die Berechnung von Einzugsgebieten

Daten zu Patientenbewegungen findet man in den BMG-Publikationen „Krankenanstalten in Zahlen“. Darin liegen Patientenbewegungen zwischen den Bundesländern, gemessen in Aufenthalten oder LDF-Punkten, vor. Außerdem findet man in der öffentlichen Statistik-Austria-Datenbank „STATcube“ Patientenbewegungsdaten (Bundesländerebene) in Form von Belagstagen und Aufenthalten.

Am geeignetsten für die Berechnung der Einzugsgebiete sind wahrscheinlich die Patienten-Bewegungen in Belagstagen bzw. LDF-Punkten oder ein Mix daraus. Belagstage sind wenig anfällig für verzerrende Wirkungen durch LKF-Optimierung bzw. Fallsplitting. Die LDF-Punkte haben den Vorteil, dass sie Auskunft über die Schweregrad der Patienten geben. Zieht man die Aufenthaltsbewegungen zur Berechnung der Einzugsgebiete heran, hat speziell das Fall-Splitting große verzerrende Wirkung, weshalb die Aufenhaltsbewegungen höchstwahrscheinlich keine Berechnungsgrundlage darstellen.

In Abb. 1 sieht man die Größe der Einzugsgebiete der Bundesländer-Spitalssysteme. Man erkennt beispielsweise, dass das Einzugsgebiet des Wiener Spitalswesens um etwa 300.000 Einwohner größer ist als die Einwohnerzahl Wiens (ca. 1,7 Mio. Einwohner). Das liegt daran, dass sich relativ viele Patienten aus den anderen 8 Bundesländern in Wien behandeln lassen.

Abbildung 1: Einzugsgebiete in der Bundesländer-Spitalssystem 2011
Quelle: Eigene Berechnungen (Basis-Daten: KAZ 2011, STATcube)

4) Vergleich der Bettenwirkungsgrade (Einzugsgebiet je Spitalsbett) in den Bundesländern

In Abb. 2 werden nun die Einzugsgebiete auf die Betten des jeweiligen Spitalsystems umgelegt => Betten-Wirkungsgrad. Mit dieser Kennzahl kann man Aussagen zu Versorgungseffektivität des jeweiligen Spitalssystems treffen!

Betrachtet man die unterschiedlichen Berechnungsweisen für den Betten-Wirkungsgrad bzw. den daraus resultierenden Mittelwert, setzen Wien, Vorarlberg und Tirol ihre Spitalsbetten am effizientesten ein. Der hohe Mittelwert im Burgenland ist auf den hohen Ausreißer bei der Berechnung der Einzugsgebiete über die Aufenthalts-Beziehungen zurückzuführen.

Abbildung 2: Bettenwirkungsgrade der Bundesländer-Spitalssysteme 2011
Quelle: Eigene Berechnungen (Basis-Daten: KAZ 2011, STATcube)


 Quellen:

Gerhard FÜLÖP (1999): „Raumplanung der Gesundheitsfürsorge in Österreich – Analyse und Steuerung regionaler Ungleichheiten in der gesundheitlichen Versorgung“

Bundesrechnungshof (2012):  „Ausbauprogramm des Landes Niederösterreich im Spitalswesen (Bericht Niederösterreich 2012/3)“

http://www.rechnungshof.gv.at/fileadmin/downloads/2012/berichte/teilberichte/niederoesterreich/Niederoesterreich_2012_03/Niederoesterreich_2012_03_1.pdf

Landesrechnungshof NÖ (2013): „Entwicklung ausgewählter Kennzahlen in den NÖ Landeskliniken (Bericht 2/2013)“

http://www.landtag-noe.at/service/politik/landtag/LVXVIII/00/13/013B.pdf

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