Ich kann den Hauptautor der LSE-SV-Studie nicht oft genug zitieren, der gemeint hat, dass jedes Land immer glaubt, alle anderen Länder hätten bessere Gesundheitssysteme. Na auf Österreich trifft das definitiv nicht zu. Man ist mittlerweile ja gewohnt, dass die „unfehlbare“ SV und ihre „unfehlbaren“ Stakeholder (AK, ÖGB,…) das dynamischere und deutlich fairere deutsche Kassensystem laufend mit völlig falschen Argumenten schlecht reden, um sich vor den notwendigen Veränderungen zu drücken. Aber es kommt ja jede Woche eine neue Facette dazu. Highlight der Woche, die komplette Fehlinterpretation der GfK-Studie über die „Zufriedenheit mit den Kassenleistungen“ (LINK). Völlig zum Ruhme der SV, keine Spur Selbstkritik. Also man kann schon mit Fug und Recht behaupten, die SV und ihre Stakeholder finden sich selbst ziemlich, ziemlich geil.
Aber was ist genau passiert. In einer GfK-Studie ist rausgekommen, dass nur noch 76% der öst. Versicherten mit den Krankenkassen-Leistungen zufrieden sind (Abb. 1). Wahrscheinlich nicht ohne Grund hat GfK die Befragungsergebnisse der vergangenen Jahre mitgeliefert, wo man sehr deutlich sieht, dass die Zufriedenheitswerte zwischen 2013 und 2017 von 82% auf 76% signifikant zurückgegangen sind. Vermutlich hat GfK aus Rücksicht auf den Auftraggeber (SV) keine Interpretation unter die Grafik gesetzt. Aber damit auch die Grundlage gelegt, dass die SV die GfK-Ergebnisse (bewusst) völlig falsch interpretiert („unverändert hohe Zufriedenheit“). Aber Selbstkritik ist in der SV kaum vorhanden. Eigentlich müsste man sich jetzt fragen: 1) Wer sind die 24% Unzufriedenen, 2) wieso sind sie unzufrieden und 3) was können wir dagegen machen. Zumindest würden sich das Kassen in Kassenwettbewerbssystemen (BRD, CH, NL,…) jetzt denken.
Und weil diese Selbstkritikfähigkeit in Kassenwettbewerbssystemen vorhanden ist, kommts beim Vergleich mit deren Zufriedenheitswerten noch dicker. So liegen in Deutschland (LINK) und der Schweiz (LINK) die Zufriedenheitswerte mit den Krankenkassen über 90% (Abb. 2). Die freie Kassenwahl ist höchstwahrscheinlich tatsächlich der Hauptgrund für die höhere Zufriedenheit mit den Kassen. Denn das IHS hat in seiner SV-Studie (LINK) geschrieben, dass die freie Kassenwahl zumindest bewirkt, dass die Versicherten ihren Unmut mit ihrer Kasse Ausdruck verleihen können, indem sie zu besseren Kassen wechseln können und dann hald zufriedener sind.
Anhand der GfK-Grafik (Abb. 1) beschrieben: Wenn ein öst. Versicherter mit seiner Krankenkasse „unzufrieden“ ist, aber trotzdem nicht zu einer besseren Kasse wechseln kann, wird sein Gemütszustand mittelfristig auf „sehr unzufrieden“ fallen. In der Schweiz oder Deutschland wird ein Versicherter durch den möglichen Kassenwechsel aber von „unzufrieden“ möglicherweise auf „zufrieden“ oder sogar „sehr zufrieden“ wechseln. Insgesamt spiegelt sich das in den deutlich höheren Zufriedenheitswerten mit dem deutschen und dem schweizerischen Kassensystemen wider. Aber was kümmert’s die „unfehlbare“ SV in Österreich.