Kniegelenks-Endoprothesen. Regionale Versorgungs-Unterschiede haben sich zwischen 2007 und 2013 deutlich verringert

Die ÖSG-Versorgungsmatrix unterscheidet ca. zwischen 200 verschiedenen Diagnose- und Leistungsgruppen und bietet dafür die entsprechenden (quellbezogenen) Daten für 32 Versorgungsregionen an (LINK). Hier eine Versorgungs-Analyse zu einer interessanten Leistungsgruppe: Kniegelenks-Endoprothesen.

Bundesweite Aufenthaltshäufigkeit für Kniegelenks-Endoprohtesen hat sich seit 2007 kontinuierlich zum Planbedarf hinentwickelt

Die bundesweite Aufenthaltshäufigkeit für Kniegelenks-Endoprothesen lag 2007 bei 172 Aufenthalten je 1000 Einwohnern und ist bis 2013 auf 226 angestiegen. Die Entwicklung entspricht dabei den Bedarfs-Prognosen, die in der ÖSG-Versorgungsmatrix 2012 zu finden sind (Planwert 2015 bzw. Plan-Bedarf 2015: 236 Aufenthalte je 1000EW). Die letztverfügbare Aufenthaltshäufigkeit (2013) liegt 4% unter dem Plan-Bedarf 2015 (siehe Tab. 1).

Die regionalen Unterschiede haben sich verringert

Gemessen an der mittleren Abweichung von der durchschnittlichen Aufenthaltshäufigkeit (2007: +/-26%; 2013: +/-15%; Zielwert 2015: +/-8%), haben sich die regionalen Unterschiede zwischen den 32 Versorgungsregions bis 2013 stark verringert. Grundsätzlich bedeutet eine geringere Schwankung unter den Regionen noch nicht notwendigerweise eine Verbesserung. Die regionale Verteilungsstruktur der Aufenthaltshäufigkeiten muss sich zusätzlich an die Verteilungsstruktur der Ziel-Aufenthaltshäufigkeiten annähern. Das ist allerdings geschehen. Die Korrelation zwischen den regionalen Aufenthaltshäufigkeiten der vergangenen Jahre (2007-2013) mit den Ziel-Aufenthaltshäufigkeiten hat stark zugenommen (2007: 9%; 2013: 49%; Zielwert: 100%).

Wie wurden die regionalen Zielwerte (Bedarf) bestimmt?

Wie die regionalen Zielwerte genau festgelegt wurden, wird im ÖSG nicht beschrieben. Meinem Wissen nach prognostiziert man zunächst die bundesweite Aufenthaltshäufigkeit für das Ziel-Jahr (hier: 2015). Dabei stützt man sich auf Trendanalysen und demographische Fortschreibungen. Anschließend werden die regionalen Zielwerte  aufgrund der demographischen Unterschiede zwischen den Versorgungsregionen bestimmt, sprich: einer älteren Region wird ein höherer Planbedarf zugestanden. Man kann auf jeden Fall davon ausgehen, dass die Planbedarfs-Werte 2015 relativ frei von politischer Intervention sind. Der durchschnittliche österreichische Gesundheitspolitiker kennt die Versorgungsmatrix nämlich nicht einmal. Außerdem sind keine Sanktionen für die Nichteinhaltung der Zielwerte vorgesehen.

Bundesländer-Entwicklungen bei Kniegelenks-Endoprothesen

In den Klammern befinden sich Bewertungen zur Entwicklung der Aufenthaltshäufigkeiten (“++” = “sehr erfreulich” bis “- -” = “wenig erfreulich”).

Burgenland (++) und Kärnten (++)

In den Versorgungsregionen beider Bundesländer hat sich die Unterversorgung deutlich reduziert. Nachdem die regionalen Aufenthaltshäufigkeiten 2007 noch 12% bis 31% unter dem Bedarf 2015 lagen, hat sich dieser Abstand bis 2013 auf 6% bis 16% verringert.

Niederösterreich (+/-)

In Niederösterreich konnte man 2007 noch in 4 von 5 Regionen deutliche Unterversorgung beobachten (Waldviertel 2007: -44%), lediglich im Mostviertel (2007: +8%) war schon damals eine leichte Überversorgung festzustellen. Mittlerweile findet man jedoch in sämtlichen Regionen Werte vor, die über den Zielwerten für 2015 liegen. Das Mostviertel ist sogar 24% überversorgt.

Oberösterreich (+/-)

In Oberösterreich ergibt sich ein ähnliches Bild wie im Nachbarbundesland NÖ. 2007 war noch von zahlreichen unterversorgten Regionen geprägt (Zentralraum Wels: – 40%), bis 2013 hat sich das Bild jedoch gedreht. 2013 lagen 4 von 6 Regionen deutlich über dem ermittelten Bedarf für 2015.

Salzburg (++)

In den Salzburger Regionen konnte man 2007 noch deutliche Unterversorgung beobachten. Die Bedarfsziele werden sich aber höchstwahrscheinlich bis 2015 fast punktgenau mit den tatsächlichen Aufenthaltshäufigkeiten decken.

Steiermark (+)

Die stärkste Unterversorgung bei Kniegelenks-Endoprothesen gab es 2007 in der Steiermark. 4 von 6 Regionen lagen 50%-70% unter dem Bedarf. Dementsprechend groß waren die Aufholeffekte. In der Südwest-Steiermark, der ehemals am stärksten unterversorgten Region (-69%), fand man 2013 sogar eine Überversorgung (+16%) vor. Ansonsten liegen die Regionen in der Nähe des Planbedarfs. Die Region Graz, mit 17% Unterversorgung, ist nichts Ungewöhnliches. Großstadtregionen weißen tendenziell geringere Kniegelenks-EP-Häufigkeiten auf (siehe Wien).

Tirol (-)

Tirol ist das einzige Bundesland mit einer negativen Entwicklung, was Kniegelenks-EPs betrifft. Schon 2007 lagen 3 von 4 Regionen nahe beim Planbedarf 2015. Seither hat sich in 2 Regionen eine deutliche Überversorgung eingestellt (West-Tirol u. Nordost-Tirol). So wurde in Tirol-West (Landeck, Reutte, Imst) der Planbedarf 2015 bereits im Jahr 2013 um 30% überschritten.

Vorarlberg (++)

In Vorarlberg sind keine negativen Entwicklungen feststellbar. Die Aufenthaltshäufigkeiten haben sich seit 2007 kontinuierlich an den Planbedarf angenähert. Beide Vorarlberger Regionen grenzen zwar an Tirol-West (30% überversorgt), eine Überversorgung ist hier jedoch auf keinen Fall feststellbar.

Wien (++)

Auch in Wien sind keine Auffälligkeiten zu beobachten. Alle 3 Wiener Versorgungsregionen haben sich seit 2007 zum Planbedarf hinentwickelt, liegen aber noch deutlich darunter (Großstadtfaktor, siehe Graz).

Tab. 1: Versorgungssituation: Kniegelenks-Endoprohtesen
Quelle: ÖSGs

Tabellen-Erklärung:

Verbesserung: Wenn sich eine Unterversorgung oder eine Überversorgung reduziert hat

Verschlechterung: Wenn sich eine Unterversorgung oder eine Überversorgung erhöht hat

Bedingte Verbesserung: Wenn sich zwar eine Unterversorgung in eine Überversorgung gedreht hat (oder umgekehrt), aber sich zumindest der Abstand zum Planbedarf verringert hat.

 

 

 

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